Das 9,8 km² Waldgebiet Waltersberg erstreckt sich westlich von Frielendorf-Linsingen. Es ist von einzigartiger Schönheit, da die sehr kleinteiligen und urwüchsigen Laubwaldbestände mit wenigen eingestreuten Heidelbeer-Kiefernbereichen und Restfichtenbeständen von sehr zahlreichen Tümpeln, Teichen und Seen und sehr zahlreichen Lichtungen durchsetzt sind, dazu einige freie Felsformationen und weit verzweigte Bachläufe und bis weit in den Spätsommer hinein bzw. ganzjährig versumpfte Bereiche. Im Frühling ist der Waldboden großflächig bedeckt von gelben Windröschen, Sternmieren und weiteren Frühblühern. Die Vogelwelt hat von Schwarzstorch bis Baumpieper und Braunkehlchen über Eisvogel, alle Spechtarten, Uhu, Waldohreule, Wespenbussard, Baumfalke, Rotmilan, Schwarzmilan, Kolkraben, Waldschnepfen bis Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper, Zilpzalp und Zaunkönig wirklich alles zu bieten, was in Mittel- und Nordhessen zu haben ist. In der angrenzenden Feldmark tummeln sich zudem Wachteln und Bienenfresser. Mit der Vielzahl der Feuchtbiotope ist auch der Artenreichtum etwa an Libellen außerordent-lich und Amphibien kommen reichlich vor. Aus diesen Gründen hat MIO e. V. hier die Ausweisung eines Naturschutzgebietes angeregt. Dem widmet sich u.a. die 2019 gegründete und ausgesprochen aktive MIO-Ortsgruppe. Bedroht ist dieses kleine Naturparadies durch Windkraftvorhaben. Aktuell hat der Projektierer Abicon die Antragsunterlagen für zwei Vestas V150 à 241 m Höhe nördlich bzw. südlich der Kreisstraße Linsingen Michelsberg beim Regierungspräsidium Kassel eingereicht. In früheren Planungsstadien befinden sich weitere 9 Anlagen durch zwei weitere Projektierer, nach derzeitigem Kenntnisstand alle innerhalb des mit 123 ha vergleichsweise kleinen Vorranggebietes HR32 (siehe Gebeitssteckbrief zum download). Erfahrungsgemäß dürfte sich allein schon, weil die Anlagen sich gegenseitig den Wind wegnehmen bzw. durch ihre turbulenten Wirbelschleppen stören, die Anzahl noch reduzieren. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass der Teilregionalplan Energie Nordhessen nicht zu halten sein wird, wie vom VGH Kassel bereits in 4 B 1535/17.N vom 25.01.2018 signalisiert. Damit stände wieder der gesamte Außenbereich der Windkraftnutzung als privillegiertem Vorhaben offen. Unmittelbar nördlich an HR32 grenzt das „Important bird and biodiversity area“ (IBA) DE-180, Schutzgebiet nach dem UNO-Abkommen über die europäisch-afrikanischen wandernden Wasservogelarten (UNEP/AEWA).

Mittwoch 01.03.2023
Stellungnahme zu den 9 weiteren geplanten Windrädern im VRG HR32 westlich Frielendorf-Linsingen
Das nun vorliegenden Werk eines Forscherteams von MIO e.V. enthält als Kern die Kompensationsbilanzen sämtlicher Anlagenstellplätze und Zuwegungen, soweit diesseits bekannt, nebst Planungsvarianten. Hierzu wurden in einer Reihe von Skizzen die voraussichtliche Lage der Bauflächen im Luftbild verortet und in Zusammenhang mit Standardnutzungstypen / Lebensraumtypen, Brutstätten von Vögeln und Fortpflanzungsstätten von Amphibien, Libellen und Schmetterlingen im Nahbereich und unmittelbaren Einwirkungsbereich der geplanten Eingriffe gesetzt. Die kompensations-rechtlichen Standardnutzungstypen werden teils über eine Reihe botanischer Kriterien definiert. Daher wurden Bauplätze und Zuwegung in weitere Unterabschnitte (Kartierbereiche) mit möglichst einheitlichem Vegetationstypus unterteilt und jeweils maßgebliche Teile des botanischen Inventars bestimmt. Die Arten werden in aktueller taxonomischer Reihenfolge gelistet. Es liegen Originaldaten vorwiegend aus der zweiten Jahreshälfte von 2022 zugrunde. Eine umfangreiche georeferenzierte Fotodokumentation des Ausgangszustandes der Bauplätze und Zuwegung nebst Artnachweisen unmittelbar auf den Eingriffsflächen wird gegeben. Schließlich werden die wesentlichen Restriktions-kriterien jedes der 9 Standorte im Vergleich genannt und eine Rangreihenfolge vorgeschlagen. Die faunistischen und floristischen Untersuchungen des außergewöhnlich artenreichen Geländes werden laufend fortgesetzt. Der Artenreichtum ist dem kleinräumigen Wechsel von sauren Böden im Bereich von Quarzitgestein und tertiären Sanden, basischen Böden im Bereich von Basaltschloten und deren Ausschwemmungen zu verdanken, dazu ausgesprochenem Wasserreichtum über ausgedehnten lehmigen Auflagerungen und in unzähligen ehemaligen Tonstichen, Restlöchern des Quarzittagebaus, Bachläufen, sowie Fisch- und Naturschutzteichen und schließlich der vergleichsweise niedrigen Höhenlage des Waldgebietes und zahlreichen Waldwiesen und Lichtungen. Dem Eingriffsbereich kommt eine Doppelnatur als Wald und Feuchtgebiet zu.
Gutachten von MIO e.V. in Kooperation mit IHO e.V. zum Waldgebeit Linsingen und den zwei mittlerweile gebauten Windrädern, weiterhin gültig für die nunmehr beantragten 9 weiteren Windräder 22.07.2023
Fotodokumentation Wespenbussard 2020 - 2022
Es gelangen eine Reihe von Aufnahmen - sämtlich unmittelbar aus dem Waldgebiet heraus, in welchem 2 WEA in Bau und weitere 9 geplant sind - von Fotopunkten dicht zwischen den Anlagenstandorten. Die Abstände zur nächstgelegenen Anlage betrugen jeweils von Fotopunkt
A 155 m, B 754 m, C 605 m, D 267 m, E 126 m, F 690 m, G 712 m, H 261 m, J 133 m, K300 m, L 250 m, M 868 m und N 200 m.

Bereits vor einigen Tagen zeigten sich weitere Libellen und ein seltener Schmetterling.
Insgesamt wurden ausgedehnte Streckenflüge und Schraubflüge unmittelbar über dem Waldgebiet durchs Spektiv gesehen, 10 x Rotmilan, 13 x Mäusebussard, 1 Weißstorch. Im Rapsfeld zwischen alter Bahntrasse und Röhrshain war von 19h25 bis 19h35 ein Trupp aus 8 Bluthänflingen und später zwei Stieglitze. Im Bereich der 5 Teiche riefen zwei jugendliche Waldohreulen. Dort entstand auch das Photo anbei.