Sonstige

Mitglied Prof. Niklot Klüßendorf erforschte in den letzten Jahren anhand von Archivquellen den Umgang der Menschen mit Vögeln und den Stellenwert von Vogelschutz und Ornithologie in der hessischen Landesgeschichte. Zu diesem Grenzgebiet zwischen Geistes- und Naturwissenschaften veröffentlichte er zwischen 2016 und 2020 sechs Einzelarbeiten und nunmehr einen zusammenfassenden Artikel in
"Archivnachrichten aus Hessen" Heft 21/1, Seiten 75-79, kostenlos zur Mitnahme u.a. im Hessischen Staatsarchiv, Friedrichsplatz Marburg, sowie online hier

Highlights sind u.a. eine Originalquelle zur Auslobung von Vertilgungsprämien aus dem Jahre 1925.
Je Kopf einer Krähe oder eines Raben zahlte der Landkreis 20 Pfennige, je Kopf eines Sperlings und je Krähen- oder Sperlingsei 5 Pfennige.
Der Kolkrabe, dasjenige heimische Lebewesen, welches im Alter von 3-4 Jahren die höchste Intelligenz erreicht (3-4 jährige Kolkraben haben bereits die Intelligenz eines 5-jährigen Menschenkindes, so die Studien von Prof. Güntürtkin, Uni-Bochum) und eine Semantik entwickelt hat, also den Sprung von Klängen zu wortähnlichen Klanggebilden mit eigenem Mitteilungsgehalt geschafft hat, wurde damals als Schädling angesehen. Noch heute erfährt dieser Vogel nicht die gebührende Würdigung, da er nicht in Anhang I EU-VSRL gelistet ist und als "nicht planungsrelevant" oder "nicht windkraftsensibel" abgetan wird.
1766 gab es in Hessen-Kassel Abschussprämien auch für Steinadler, Habichte, Sperber, Milane, Uhus und weitere Eulen.
Falken dagegen galten wegen ihrer Rolle in der herrschaftlichen Beizjagd als nützlich.   
Dem föderalen Wildwuchs wurde mit dem Reichsvogelschutzgesetz von 1888 ein Ende bereitet und so auch der Vogelschutz in Hessen erstmalig
gesetzlich verankert.
Gerade bei so einem Querschnittsthema schlugen die Vorteile der Digitalisierung und systematischen Aufbereitung des Quellenmaterials,
namentlich im Rechercheportal "Arcinsys" voll durch. Datenrepositorien und Probendatenbanken beflügeln zunehmend viele Forschungsbereiche und ermöglichen den Einstieg in diverse Fragestellungen bereits mit geringen Mitteln.

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